Wie wird Jute hergestellt?
DIE GEWINNUNG DER FASERN
Die Fasern der Jutepflanze liegen unter der Rinde und umgeben den holzigen, zentralen Teil des Stammes. Die Extraktion der Fasern aus dem Stamm wird direkt auf dem Feld durch die Bauern selbst durchgeführt, so dass schlussendlich nur die Pflanzenfasern an die verarbeitende Industrie geliefert werden. Nachfolgend die einzelnen Schritte von der Ernte bis zum Juteprodukt:
DIE ERNTE DES JUTE STRAUCHS
Der allergrösste Teil der Jute wird immer noch durch Kleinbauern – und nicht in Plantagen – angebaut. Dadurch kann auf Pestizide und Düngemittel weitgehend verzichtet werden.
Jute ist eine sogenannte Regenzeit- Ernte, sie erfolgt von Juni bis September, 120 bis 150 Tage nach der Aussaat. Dazu werden die 2,5 bis 4 Meter hohen Pflanzen nahe dem Boden abgeschnitten. In überfluteten Feldern werden die Pflanzen auch ausgerissen. Die geernteten Pflanzen werden für einige Tage auf dem Feld belassen, bis sie ihre Blätter abgeworfen haben.
Anschliessend werden die Stängel gebündelt und zum Einweichen in Wasser gelegt.
JUTE RETTING (RÖSTEN)
Der Begriff ‘Rösten’ beschreibt den Vorgang, bei dem die Fasern vom restlichen Teil der Pflanze getrennt werden. Durch im Wasser vorkommende Mikroben werden die Stängel aufgeweicht und vom holzigen Teil getrennt.
Die Bündel werden in Teichen oder langsam fliessenden Gewässern in 60 cm bis 100 cm Tiefe unter Wasser gesetzt. Der Prozess kann bis zu mehreren Wochen dauern. Wenn sich die Rinde leicht ablösen lässt, können die Fasern extrahiert werden.
Anschließend werden die Fasern mit sauberem Wasser gewaschen, durch Auspressen getrocknet und zur weiteren Trocknung auf Bambusstäben für einige Tage in die Sonne gehängt. Die so gewonnenen Fasern – zu kleinen Bündeln verknotet – sind nun bereit für die Weiterverarbeitung.
EXTRAKTION DER FASERN (Stripping)
Nach Abschluss des Röstprozesses werden die Wurzeln abgeschnitten, dann die Fasern von Hand durch «Brechen» vom Stamm entfernt, gekämmt und gebündelt. So ist die Jutefaser nun für den Transport zu den Jute-Mühlen oder für den heimischen Handel auf dem Jute Markt bereit.
DIE GRUNDBEHANDLUNG DER JUTEFASER (BATCHING)
Zur maschinellen Verarbeitung und zur Verbesserung der physikalischen Eigenschaften wird die Jutefaser mit einer Öl-Wasser-Emulsion behandelt.
Die Emulsion reduziert den Lignin Anteil und bildet eine dünne Schutzschicht um die Faser, so dass die Fasern elastischer und gleitfähiger werden. Mit den modernen Verfahren werden heute auch Farbe, Weichheit und der ästhetische Wert von Endprodukten aus Jute verbessert.
DAS JUTE – BATCHING – ÖL
Die Jutefasern werden heute entweder mit einer Mineralöl-Emulsion (Jute Batching Oil / JBO) oder mit einem Pflanzenöl behandelt. Für die textilen Anwendungen wird das Öl überwiegend wieder ausgewaschen, dennoch können geringste Kohlewasserstoff-Mengen zurückbleiben. Diese sind zwar für die meisten Anwendungen unbedenklich; auch werden diese Emulsionen zunehmend durch solche aus nicht mineralischen Ölen (ohne Einbussen bei Festigkeit und Langlebigkeit) ersetzt.
Für die Anwendungen im Nahrungsmittel -und Bekleidungsbereich («lebensmittelecht / foodgrade») werden heute ausschliesslich pflanzliche Öle (u.a. Reisöl) eingesetzt.
DIE WEITERVERARBEITUNG DER JUTEFASERN
Die Jute – Fasern werden im weiteren Verlauf
- hauptsächlich zu Garnen versponnen, mit welchen anschliessend auch die Jute-Textilien gewoben werden
- zu Jute Vlies (Filz) verarbeitet, oder
- in bestimmte Rohfaser-Längen geschnitten, um in *Komposit-Materialien» verwendet zu werden. (Dämm – und Isolierplatten mit Binde- und Festigungs-komponenten aus Kautschuk oder Kunstharz)